Wie Sie Machtspiele im Beruf erkennen und sich dagegen schützen

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14.05.2017
Lesezeit: ~4 Min.

“Macht bekommt, wer einmal mehr nach unten tritt, als er dorthin lächelt. Das kann man dann machen, wenn man oben ist. Aber weitertreten nicht vergessen.”

Dieses Zitat von dem deutschen Publizisten Joachim Panten beschreibt leider allzu gut, wie es in den meisten Karriere-Branchen zugeht. Machtausübung hat viele Facetten: sei es das verspätete oder bewusste Vorenthalten von Information, gezieltes Sticheln in den Schwachstellen anderer, das Verdrehen von Wahrheiten oder gar Streuen von bösen Gerüchten.

Machtorientierte Karrieristen schieben außerdem häufig Fehler bzw. Verantwortung dafür weit von sich. Für das Scheitern eines Projektes werden andere verantwortlich gemacht. Sie verletzen damit die kollegialen Umgangsformen und Regeln des höflichen Miteinanders. In vielen Berufen gelten andere, unfaire Gesetze – zumindest für diejenigen, die “nach oben” kommen wollen.

Beruflicher Ehrgeiz ist ja per se nichts Negatives. Die Frage ist, welchen Preis Sie für Ihren Karriereweg zahlen müssen. Haben Sie das Gefühl, dass in Ihrem Unternehmen mehr Zeit für Positionskämpfe verloren geht als dafür, den eigentlichen “Case” voranzutreiben? Dann sollten Sie sich die Frage stellen, ob Sie das Spiel mitspielen wollen und im nächsten Schritt wie. Setzen Sie sich dem Machtspiel nicht einfach wehr-und hilflos aus. Der erste Schritt ist es, die unfaire Spielweise zu erkennen, um dann angemessen reagieren zu können.

Meist agieren Menschen, die Ihren Einfluss missbrauchen, innerhalb von zwei Grundformen: der Intrige oder der Machtdemonstration. Kollegen, die Halbwahrheiten oder Tatsachenverdrehungen einsetzen, um beruflich voranzukommen, sind weit verbreitet. Auch Nicht- bzw. Fehlinformation zählen dazu. Lügen können dafür genutzt werden, Kollegen auszustechen oder sich selbst ins bessere Licht zu rücken. Besonders hart umkämpfte Positionen oder kompetitive Branchen begünstigen intrigantes Verhalten.

Gerüchte zu streuen ist eine häufige Form des Machtspiels

Bei der Machtdemonstration geht es vor allem darum, Abhängigkeit zu signalisieren und den anderen spüren zu lassen, dass er seinen Willen unterwerfen muss. Ständiges Unterbrechen beispielsweise oder willkürliche Anweisungen sind Anzeichen hierfür. Auch das öffentliche Kritisieren eines einzelnen Mitarbeiters vor dem gesamten Team dient der Demonstration von Macht.

Wenn Sie die Machtspiele erst einmal erkannt haben, können Sie sich auch schützen

Finden Sie heraus, wer falsche Informationen streut und stellen Sie die Person zur Rede. Die direkte Ansprache ist der erste Schritt; dann decken Sie die Intrige im Kollegium auf. Ein Satz wie „Bedauerlich, dass wir uns auf dieses Niveau begeben müssen.” weist auf die Unmündigkeit des Mitarbeiters hin. Eine offensive Herangehensweise ist meist am effektivsten. Haben Sie beispielsweise den Eindruck, dass über Sie gelästert wird, seien Sie ruhig provokativ: „Geht es um mich? Bestimmt kann ich zur Klärung beitragen!“.
Reden Sie ein ernstes Wort mit dem Intriganten und machen Sie ihm höflich bewusst, dass Sie sein Spiel durchschaut haben.

Seien Sie konsequent und entwickeln Sie eine Gegenstrategie

Sollte Ihnen ein Kollege regelmäßig durch mangelhafte oder verspätete Information das Berufsleben schwer machen, beginnen Sie dies zu dokumentieren. Weisen Sie Ihren Kollegen unter vier Augen darauf hin, dass Sie dieses Verhalten verdeutlichen und nachweisen können. Eine Beschwerde beim Chef würden Sie sehr bedauern, schließlich gehe es ja darum, das Projekt konstruktiv voran zu bringen. Sollte sich keine Besserung einstellen, sehen Sie sich allerdings in der Pflicht.

Machen Sie eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung auf: “Wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, könnten wir Projekt xy viel weiter voranbringen und am Ende xyz erreichen.” Damit bauen Sie eine Brücke und leiten die Energie, die Sie gewöhnlich für Gegenwehr verschenken, in eine konstruktive Richtung. Wie beim Kampfsport, bei dem die Angriffsenergie umgeleitet wird.

Versuchen Sie gelassen zu bleiben, wenn jemand seine Macht ausspielt. Sollte sich die Machtdemonstration im Rahmen halten, haben Sie es auch nicht nötig, sich auf dieses Spiel einzulassen. Durch eine höfliche, direkte und unbeeindruckte Art zeigen Sie Ihrem Gegenüber eine klare Position. Wichtigste Regel: Bleiben Sie sachlich und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.

Sollte Ihr Gesprächspartner allerdings eine deutliche Grenze überschreiten, setzen Sie sich zur Wehr und weisen Sie ihr Gegenüber in seine Schranken. Auch hier gilt wieder die goldene Regel, möglichst wenig emotional zu reagieren und sachlich zu bleiben. Durch konsequentes, aber gleichzeitig kooperatives Verhalten, entziehen Sie sich stilvoll dem Machtspiel.

Ändern Sie die Spielregeln

Haben Sie die Machtspielchen erkannt, durchbrechen Sie die Regeln. Verbreitet ein Kollege zum Beispiel regelmäßig Gerüchte, dann tragen Sie diese nicht weiter. Oder geben Sie dem intriganten Kollegen, der Sie für Ihre Spielchen gewinnen will, direkt zu verstehen, dass Sie sich auf derartige Lästerei gar nicht erst einlassen.

Konfrontation ist unausweichlich wenn Sie Machtspiele auflösen wollen

Führt das Konkurrenzverhalten im Unternehmen dazu, dass Machtspiele überhaupt einen Nährboden erhalten, sprechen Sie Ihre Wahrnehmung an. Ungünstige Entwicklungen passieren meist schleichend und es lohnt sich, an kollegiales Verhalten zu erinnern. Kosten-Nutzen-Rechnungen helfen dabei, sachlich zu bleiben.
Denn: Bedenken Sie immer, dass Machtspielchen nur dann funktionieren, wenn sie auf Resonanz stoßen!

Vorgesetzte verfügen mindestens über hierarchische Macht sowie Belohnungsmacht (beispielsweise die Macht, Beförderungen auszusprechen, interessante Projekte zu übertragen). Kollegen können über soziale Macht (etwa aufgrund ihres Charismas und ihrer Überzeugungskraft) oder Wissensmacht (infolge einer Expertenstellung) verfügen.

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