Den Großteil unseres Lebens widmen wir der Arbeit – das sind in Deutschland ein gutes Drittel der Lebenszeit. Bei einer klassischen 40-Std.-Woche verbringt man mit den Kollegen fast genauso viel Zeit wie mit der eigenen Familie. Und die Zeit nach dem Feierabend, in der man gedanklich noch mit dem Job beschäftigt ist, hat einen hohen, aber unbezahlten Preis.
Wie es uns im Beruf geht, hat großen Einfluss auf unser Privatleben. Denn langfristig wirkt sich der Job auch prägend auf die eigene Identität aus.
Deswegen sollte die Berufswahl gut durchdacht sein. Viele Menschen opfern ihre Lebenszeit einer Tätigkeit, die sie nicht glücklich macht. Aus Angst vor einem Neuanfang verbringen sie ihr berufliches Dasein in einer unbefriedigenden Anstellung. Die Gründe, einen Jobwechsel vor sich her zu schieben, sind vielfältig. Wie finden Sie heraus, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, Ihren Job zu wechseln?
Die pragmatischste Antwort lautet: Wenn Sie eine bessere Alternative haben. Durststrecken gibt es in jedem Job, aber wenn Sie dauerhaft das Gefühl haben, sich in einer Einbahnstraße zu bewegen, sollten Sie nach Alternativen suchen. Entscheidend ist natürlich zunächst die Frage, was Sie von Ihrem Job erwarten. Jeder hat unterschiedliche Bedürfnisse, Ansprüche und Vorstellungen von Arbeit, die sich im Laufe des Lebens auch immer wieder ändern können. Sie können sich fragen:
Was ist mir im Moment wichtig: Flexibilität, freie Zeiteinteilung? Struktur und ein sicheres Einkommen? Planbare Arbeitszeiten? Wenig Stress? Ein interessantes Umfeld? Abwechslung? Eine sinnvolle Tätigkeit?
Bietet mir mein jetziger Job das, was ich brauche?
Haben Sie den Anspruch, sich durch Ihre Arbeit selbst zu verwirklichen? Oder geht es Ihnen in erster Linie um Broterwerb?
Haben Sie ein übergeordnetes Karriereziel? Ist Ihr derzeitiger Job ein wichtiger Baustein, um an Ihr Ziel zu kommen?
Unzufriedenheit entsteht vor allem durch mangelnde Sinnhaftigkeit. Wenn wir wissen, WARUM wir etwas tun, fällt es uns auch leichter, Durststrecken zu überstehen. Fehlt es jedoch an Perspektiven, werden Fähigkeiten nicht gefördert oder die Arbeit nicht entsprechend entlohnt, steigt der Frust. Auch dauerhafte Unter- oder Überforderung sowie Routine können Gründe für einen Jobwechsel sein. Gehen Sie am besten in sich und fragen genau nach dem WARUM. Was hat mich motiviert, diesen Job anzunehmen? Was können Gründe sein, weshalb meine Motivation sinkt? Kann ich daran etwas ändern? Was sind meine Prioritäten?
Wenn jeder Tag zunehmend eine Qual wird, ist ein Jobwechsel manchmal die einzige Lösung. Wir haben einige Indizien zusammengetragen, die dafür sprechen, Ihren Arbeitsplatz zu wechseln.
Keine Aufstiegschancen
Im Grunde strebt jeder Mensch danach, sein Potential zu entfalten. Potentialentfaltung ist nur in Gemeinschaft, also im richtige Umfeld, möglich. Eine Firma, die das Potential ihrer Mitarbeiter nicht fördert, verliert die besten Leute. Stagnation ruft Frust hervor, gerade wenn Sie die Energie, Motivation und Erfahrung haben, um größere Aufgaben zu bewältigen. Sprechen Sie offen mit Ihrem Chef über Ihre Entwicklungsmöglichkeiten. Gibt es in Ihrem Unternehmen keine Möglichkeit aufzusteigen und zu wachsen, sollten Sie darüber nachdenken, Ihr Potential in einem anderen Unternehmen einzubringen.
Aufstiegschancen sind ein wichtiges Jobkriterium
Kein Mehrwert für den Karriereplan
Entwerfen Sie Ihren eigenen Karriereplan. Wo wollen Sie in den nächsten 5-10 Jahren hin? Haben Sie das, was Sie anfangs an dem Job gereizt hat, ausgeschöpft? Gleichen Sie Ihren Ist-Zustand mit dem übergeordneten Plan ab. Dadurch wird Ihnen bewusst wo Sie stehen und ob es an der Zeit ist, zu wechseln.
Keine Identifikation mit Ihrem Arbeitgeber
Die Identifikation mit der Vision des Unternehmens ist ein wichtiger Aspekt. Es gibt viele Beispiele, bei denen der Gründergeist mit ansteigender Unternehmensgröße verloren geht. Auch der Führungsstil kann sich ändern. Können Sie sich mit Ihrem Arbeitgeber noch identifizieren? Stehen Sie weiterhin hinter den Produkten, der Vision, den Werten? Sollten Sie das Gefühl bekommen, Ihr Arbeitgeber verstößt zu oft gegen Ihre Prinzipien oder entfernt sich mehr und mehr von der ursprünglichen Vision, sollten Sie konsequent gehen. Eine Tätigkeit in einem Umfeld auszuüben, hinter dem Sie nicht stehen, tut auf Dauer nicht
gut.
Kein gutes Arbeitsklima
Mit dem Team steht und fällt jeder Job. Gute Kollegen helfen, sich auf der Arbeit wohl zu fühlen und somit auch schwierige Tage und Aufgaben zu überstehen. Ein kollegiales, stützendes Umfeld steigert außerdem die Produktivität. Wer ständig Stress mit den Kollegen hat, kann sich schlechter auf die Arbeit konzentrieren.
Am Arbeitsplatz sollte man sich wohlfühlen
Zweifel am Sinn der Arbeit
Nicht jeder Mensch strebt nach einer sinnstiftenden Tätigkeit. Doch die meisten Menschen stellen sich irgendwann die Frage, ob ihre Arbeit einen tieferen Sinn oder Mehrwert hat. Wer diesen nicht erkennt und sich regelmäßig die Frage stellt, “Was mache ich hier eigentlich?”, sollte über einen Jobwechsel nachdenken. Wie eingangs erwähnt, ist das übergeordnete Ziel wichtig für die Motivation. Das Gefühl, etwas Sinnstiftendes zu tun, macht in der Regel glücklicher als ein hohes Gehalt.
Zu wenig Wertschätzung
Wertschätzung ist ein zentraler Aspekt im Berufsleben. Nicht jeder Chef besitzt die soziale Kompetenz, Teams gut zu führen und langfristig zu halten. Gibt es in Ihrem Unternehmen eine gute Feedbackkultur? Fühlen Sie sich gewertschätzt? Kann Ihr Chef loben oder liegt sein Augenmerk nur auf Fehlern? Natürlich gehört Kritik zum Wachstum. Doch kein Mitarbeiter bleibt motiviert, wenn ein Chef nur meckert. Unternehmen, die “nah” an ihren Mitarbeitern bleiben, laufen bekanntlich am besten. Denn Loyalität bleibt nur aufrecht, wenn man sich gehört und ernst genommen fühlt.
Unfaire Bezahlung
Wertschätzung durch den Arbeitgeber hängt auch mit der Entlohnung zusammen. Die Erfolge eines Unternehmens mit allen Mitarbeitern zu teilen, ist beispielsweise eine wichtige Geste. Fühlen Sie sich fair entlohnt? Steht Ihre erworbene Kompetenz und Ihre steigende Professionalität noch in Relation zu Ihrem Gehalt?
Wer mehr Verantwortung übernimmt und stets sein Bestes für den Job gibt, sollte dafür auch finanziell belohnt werden.
Ein angemessene Vergütung ist natürlich unentbehrlich
Ständige Überlastung und zu hoher Leistungsdruck
Stressige Phasen gehören zu jedem Job. Bleibt der Druck allerdings dauerhaft hoch, führt er direkt zum Burnout. Negativen Stress, der zu Schlaflosigkeit oder erhöhtem Blutdruck führt, kann der Körper auf Dauer nicht verkraften. Ist der Job es wert, Ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen? Druck kann helfen, Leistung zu steigern. Eine ständige Aufopferung für den Job bringt aber keinem was. Horchen Sie tief in sich hinein und stellen Sie sich ehrlich die Frage: Ist diese Phase vorübergehend? Können Sie dauerhaft diese Pensum leisten?
Wenn Sie merken, dass Ihnen jegliche Motivation für die Arbeit fehlt, Sie nicht mehr wissen, wofür und warum Sie dieser Arbeit nachgehen und nichts von dem, was Sie damals an der Stelle begeistert hat, übrig geblieben ist – kündigen Sie! Lebenszeit ist kostbar. Haben Sie den Mut, eine Entscheidung zu treffen und neue Wege zu gehen. Lernen Sie sich neu kennen und vergessen Sie nicht: Arbeit soll Spaß machen!