Schichtarbeit – Definition, Arten, Vorteile und Nachteile

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25.04.2022
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Die Frage nach den Vor- und Nachteilen von Schichtarbeit ist berechtigt, denn in vielen Branchen wird mindestens in zwei Schichten oder sogar rund um die Uhr gearbeitet. Im produzierenden Gewerbe ist häufig das Drei-Schichtmodell üblich, während im Einzelhandel beispielsweise in zwei Schichten gearbeitet wird – anders ließen sich die Öffnungszeiten sonst gar nicht abdecken.

Polizisten, Pflegekräfte oder auch Sicherheitsmitarbeiter haben keine feste Arbeitszeit in Tagschicht: Ihr Einsatz hängt von der jeweiligen Schicht ab, die in regelmäßigen Abständen wechselt.

Damit Sie einen besseren Überblick in das Thema erhalten, erklären wir Ihnen die Schichtmodelle, wie Schichtarbeit in Deutschland geregelt wird und führen die Vorteile und Nachteile der Schichtarbeit auf.

Definition: Was ist Schichtarbeit?

Unter Schichtarbeit, auch Schichtdienst genannt, versteht man ein Arbeitszeitmodell, bei denen zu verschiedenen Tageszeiten gearbeitet wird. Dabei besetzen mehrere Arbeitnehmer in einer zeitlich geregelten Reihenfolge und nacheinander denselben Arbeitsplatz im Laufe eines Tages. Schichtarbeit findet also zu jeder Tageszeit statt – auch nachts. 

In diesen Branchen müssen Sie sich auf Schichtarbeit einstellen

  • Industrie 

  • Produktion

  • Lager und Logistik 

  • Handel (Einzelhandel)

  • Verkehr

  • Pflege und Medizin

  • Rettungsdienst

  • Öffentlicher Dienst

  • Polizei

  • Gastronomie

  • Sicherheitsdienst

Was rechtfertigt die Schichtarbeit?

In Schichten muss dann gearbeitet werden, wenn der Betrieb eines Unternehmens nicht zum Stillstand kommen darf oder die Arbeitsleistung nicht nur zur regulären Tagesarbeitszeit erbracht werden kann und ständig Arbeitnehmer zur Verfügung stehen müssen. 

In zahlreichen produzierenden Unternehmen sind keine Arbeitsunterbrechungen möglich, da die Industrieanlagen nicht einfach für mehrere Stunden abgeschaltet werden können. 

In der Medizin hat die Schichtarbeit ebenfalls einen hohen Stellenwert, da dort unter anderem der Grundversorgung der Patienten auch in der Nacht gewährleistet sein muss. 

Für die Mitarbeiter in Krankenhäusern, Kliniken, Pflege- und Altenheimen sowie im ambulanten Dienst oder Rettungsdienst ist es daher die Arbeit in Wechselschichten Berufsalltag. 

Nachtschichten sind jedoch nicht gleichzusetzen mit Tag schichten – bei Nacht wird meistens durch eine deutlich reduzierte Belegschaft nur eine Notfallbehandlung und Grundversorgung abgesichert. 

Genauso verhält es sich für Polizisten oder Feuerwehrleute: Sie müssen rund um die Uhr verfügbar und erreichbar sein, um eine gewisse Grundversorgung gewährleisten zu können.

In Unternehmen der Industrie oder dem Produktionsgewerbe wird die Produktion in allen Schichten gleichermaßen sichergestellt. 

In allen oben genannten Branchen profitiert man von den Möglichkeiten der Schichtmodelle, denn durch diese kann der Betrieb rund um die Uhr am Laufen gehalten werden. 

Welche Arten von Schichtarbeit gibt es?

Die Arbeitgeber haben bei Schichtdienst die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Schichtsystemen zu wählen. Die Schichtmodelle beschreiben verschiedene Möglichkeiten, die Schichten der Mitarbeiter tage- oder wochenweise einzuteilen. Sie orientieren sich dabei an den Anforderungen des Unternehmens sowie der Branche und weisen je nach Anspruch unterschiedliche Vor- und aber auch Nachteile auf. 

Im Arbeitsvertrag wird die jeweilige Dauer der Schichten festgehalten, in der Regel beträgt die Dauer einer Schicht 8 Zeitstunden. 

Man unterscheidet die Schichtmodelle prinzipiell nach ihrer Durchlaufzeit

Vollkontinuierliches Schichtmodell

Bei einem vollkontinuierlichen Schichtmodell, auch Konti-Schicht oder Vollkonti-Schicht genannt, wird der Betrieb unaufhörlich aufrechterhalten: 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche. Die Arbeitnehmer arbeiten dabei in Früh, Spät- und Nachtschicht. 

Dieses Schichtsystem bezeichnet man auch als Wechselschicht, da die Mitarbeiter in einem bestimmten, gleichmäßigen Rhythmus nach einem Schichtplan eingesetzt werden. Alle Arbeitnehmer arbeiten in diesem Rhythmus und wechseln sich bei den einzelnen Schichten ab. Freie Tage zwischen den Schichten werden als Freischicht bezeichnet. 

Teil kontinuierliches Schichtmodell

Im Teil kontinuierlichen Schichtmodell wird ebenfalls täglich 24 Stunden gearbeitet, allerdings nur an 5 Tagen in der Woche – üblicherweise läuft der Betrieb also am Wochenende nicht. Hier kommen ebenfalls Früh-, Spät- und Nachtschichten zum Einsatz.

Teil kontinuierliches Schichtmodell ohne Nachtschicht

Arbeit ein Unternehmen nach dem Teil kontinuierlichen Schichtmodell ohne Nachtschichten läuft der Betrieb dementsprechend nicht für 24 Stunden am Tag. Die Nachtschicht fällt in diesem Fall weg. Das schließt jedoch nicht aus, dass nicht auch an den Wochenenden gearbeitet wird – beispielsweise in Callcentern oder Servicehotlines oder am Flughafen in den Einzelhandelsgeschäften.

Und man unterscheidet bei den Schichtmodellen nach Anzahl der Schichten:

1-Schicht-Modell

Dieses Schichtmodell wird auch häufig Tagschichtmodell genannt, denn die Mitarbeiter können sich auf geregelte Arbeitszeiten einstellen. Meistens wird deshalb in diesem Fall nicht von einem Schichtmodell gesprochen, da es sich um einen regulären Arbeitstag handelt.

Unabhängig davon kann Gleitzeit oder eine Vertrauensarbeitszeit gewährt werden, was dieses Arbeitszeitmodell flexibler macht. 

1-Schicht-Modelle sind häufig in kaufmännischen Berufen zu finden, wie im Büro oder der Verwaltung. 

2-Schicht-Modell

Das 2-Schicht-Modell unterteilt sich in die Früh- und Spätschichten mit jeweils 8 Zeitstunden. Dieses Schichtmodell findet meistens im Einzelhandel, der Gastronomie und manchen produzierenden Betrieben Anwendung.

3-Schicht-Modell

Ein 3-Schicht-System ist immer dann notwendig, wenn die Grundversorgung von Menschen oder Tieren sichergestellt werden muss oder bestimmte Arbeitsabläufe nicht unterbrochen werden dürfen. Dieses Modell unterteilt sich in Früh-, Spät- und Nachtschicht. 

4- oder 5-Schicht-Modell

Dieses Modell ist weniger geläufig und findet dann Anwendung, wenn rund um die Uhr sowie an Wochenenden und Feiertage gearbeitet werden muss. Die Arbeitnehmer können in vier Schichtgruppen unterteilt werden und immer eine Gruppe verfügt über eine Woche Freizeit.

Dieses sogenannte Vollkonti-Schichtmodell kann auch bei einem 5-Schicht-Modell angewendet werden, hier haben entsprechend zwei Gruppen jeweils eine Woche Freischicht. 

Wer darf in Schichten arbeiten?

Jeder Erwerbstätige darf grundsätzlich in Schichten arbeiten. Bestimmte Personengruppen dürfen laut Gesetzgeber allerdings nur eingeschränkt im Schichtdienst arbeiten:

  • Minderjährige oder Jugendliche unter 18 Jahren dürfen laut dem § 14 Absatz 1 des Jugendarbeitsschutzgesetzes (JArbSch) nur zwischen 6 und 20 Uhr arbeiten.

  • Schwangere und stillende Frauen dürfen nach § 5 des Mutterschutzgesetzes (MuSchG) keine Nachtschichten zwischen 20 und 6 Uhr verrichten.

Welche gesetzlichen Regelungen zur Schichtarbeit gibt es in Deutschland?

In Deutschland gilt das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) bei Schichtarbeit. Unternehmen, die im Schichtbetrieb arbeiten, müssen die Regelungen aus Arbeitsvertrag, Betriebsvereinbarung oder Tarifvertrag berücksichtigen. 

Was sagt das Arbeitszeitgesetz zu Schichtarbeit?

Arbeitszeit

Das bedeutet, dass gemäß § 3 ArbZG die tägliche Arbeitszeit maximal 8 Stunden betragen darf, bei einem Tarifvertrag kann die Arbeitszeit auf 10 Stunden verlängert werden. Dafür muss aber in einem Ausgleichszeitraum von einem Monat geprüft werden, dass die durchschnittliche Arbeitszeit von 8 Stunden innerhalb von 6 Monaten nicht überschritten wird. 

Ruhepausen

Zusätzlich müssen die Arbeitnehmer Ruhepausen einlegen, hier fordert der Gesetzgeber bei 6 bis 9 Arbeitsstunden 30 Minuten Pause. Nach 6 Stunden muss spätestens die erste Ruhepause eingelegt werden. Bei einer längeren Arbeitszeit als 9 Stunden muss der Arbeitgeber eine Ruhepause von 45 Minuten gewähren. 

Der Arbeitgeber muss sicherstellen, dass die Mitarbeiter zwischen den Schichten Ruhezeiten von 11 Stunden einhalten. Das bedeutet für den Arbeitgeber, dass er den Schichtplan von Wechselschichten so organisieren muss, dass er die Ruhezeiten der Mitarbeiter nicht verkürzt. Auf eine Spätschicht kann dementsprechend am nächsten Tag keine Frühschicht folgen. 

Ist im Schichtbetrieb eines Unternehmens auch eine Nachtschicht enthalten, müssen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer an dieselben Gesetze halten. 

Weiterhin gilt, dass bei einer durchschnittlich höheren Arbeitszeit (werktags) in der Nacht müssen die Mitarbeiter die geleisteten Überstunden innerhalb von vier Wochen wieder ausgleichen. Der Arbeitgeber muss ihnen hierfür Freizeit gewähren.

Schutzrecht

Im § 6 ArbZG ist außerdem geregelt, dass sich Arbeitnehmer, die im Schichtdienst auch Nachtschichten leisten, regelmäßig und in Abständen von nicht weniger als drei Jahren arbeitsmedizinisch untersuchen lassen. Ab einem Alter von 50 Jahren steht dem Arbeitnehmer bei regelmäßigen Nachtschichten eine jährliche arbeitsmedizinische Untersuchung zu – die Kosten hierfür trägt der Arbeitgeber. 

Unter folgenden Bedingungen hat ein Arbeitnehmer Anspruch darauf, von der Nachtschicht in eine dauerhafte Tagschicht versetzt zu werden:

  • Wenn durch eine arbeitsmedizinische Untersuchung festgestellt wurde, dass die Nachtschicht Auswirkungen auf die Gesundheit des Arbeitnehmers hat.

  • Wenn im Haushalt des Arbeitnehmers ein Kind unter 12 Jahren lebt, welches nicht von einer anderen im Haushalt lebenden Person beaufsichtigt werden kann.

  • Wenn der Mitarbeiter einen pflegebedürftigen Angehörigen hat, der durch keine andere im Haushalt lebende Person versorgt werden kann. 

Welche Auswirkungen hat Schichtarbeit auf die Gesundheit?

Schichtarbeit hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Positive Auswirkungen sind, dass man mehr Geld verdient und sich an einen bestimmten Tagesablauf gewöhnt. Negative Auswirkungen sind, dass man weniger Schlaf bekommt und sich dadurch erschöpft fühlt. Die Folgen von Schichtarbeit können Müdigkeit, Nervosität, Konzentrationsschwäche und schnelle Reizbarkeit sein.

Gibt es bei Schichtarbeiten Zuschläge oder Zulagen?

Schichtzulagen werden durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Arbeitsvertrag vereinbart, außer es findet ein Tarifvertrag Anwendung, der die Zulagen regelt. 

Der Mitarbeiter erhält die Schichtzulagen zusätzlich zu seinem Gehalt – das bedeutet, dass die Zulagen ebenso wie der Lohn steuer- und beitragspflichtig sind.

Der Arbeitnehmer hat laut § 6 Absatz 5 ArbZG nur bei Nachtschicht einen gesetzlichen Anspruch auf eine angemessene Anzahl freier Tage oder einen angemessenen Zuschlag auf das für ihn festgelegte Bruttoarbeitsentgelt. 

Wenn im Tarifvertrag eine Ausgleichsregelung festgehalten ist, gilt diese stattdessen.

Die Höhe der Schichtzuschläge hängt grundsätzlich von den Arbeitstagen und -zeiten ab. Das Bundesarbeitsgericht hat hierzu entschieden, dass in der Regel ein Nachtzuschlag oder ein Freizeitausgleich von 25 % angemessen ist. Bei Dauernachtschichten stehen dem Arbeitnehmer 30 % zu. 

Welche Vorteile und Nachteile hat Schichtarbeit?

Alle eben genannten Schichtsysteme weisen abhängig von den Vorlieben der Arbeitnehmer und den Anforderungen des Arbeitgebers verschiedene Vor- und Nachteile auf.

Arbeitgeber

Vorteile

  • Flexibles und schnelles Handeln bei Großaufträgen und hohem Arbeitsvolumen

  • Höhere Produktivität

  • Kostenersparnis durch die erweiterten Betriebszeiten und das Ausnutzen von Produktionsanlagen und Maschinen

Nachteile

  • Intensive Planung, Koordination und Organisation erforderlich

  • Im Vergleich zu anderen Arbeitszeitmodellen sind Schichtsysteme weniger flexibel

  • Höhere gesundheitliche Belastung und geringere Mitarbeiterzufriedenheit

  • Höherer finanzieller Aufwand durch Zuschläge und Zulagen

Arbeitnehmer

Vorteile

  • Zuschläge und Zulagen

  • Mehr Flexibilität bei der Freizeitgestaltung (Wahrnehmung von Terminen unter der Woche)

  • Mehr Freizeit durch Wechselschichten

Nachteile

  • Gesundheitliche Auswirkungen durch wechselnden Tag- und Nacht-Rhythmus

  • Regelmäßiges Familienleben schwieriger umzusetzen

Welchen Einfluss hat der Betriebsrat bei Schichtbetrieb?

Gemäß dem § 87 BetrVG muss der Arbeitgeber den Betriebsrat, sofern es einen im Unternehmen gibt, bei Entscheidungen rund um die Schichtplanung, was Einführung, Modelle und Ausführung betrifft, einbeziehen. 

Der Betriebsrat kann in folgenden Angelegenheiten die Interessen der Mitarbeiter vertreten:

  • Ob ein Schichtbetrieb im Unternehmen eingeführt werden soll.

  • Welches Schichtmodell eingesetzt wird.

  • Welche Abteilungen Schichtarbeit leisten sollen.

  • Wie sich die Arbeitszeit im Schichtmodell gestalten wird.

Die Regelungen, die der Arbeitgeber und der Betriebsrat entscheiden, sind Teil der Betriebsvereinbarung – diese stellt einen rechtlich bindenden Vertrag zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat dar.

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